Praxistest Grafikrechner

Casio fx-CG 50

Betriebssystem: 3.50

Eignung

Die NRW-Anforderungen werden erfüllt, und der fx-CG 50 ist nach verhältnismäßig kurzer Einarbeitungszeit vielfach intuitiv bedienbar. Im Rechenmodus verhält er sich so, wie man es von aktuellen WTR (speziell den Casio-Modellen) gewöhnt ist. Auch die Anwendung als Funktionenplotter mit ergänzenden Berechnungen und Darstellungen gelingt vielfach intuitiv und erfordert keine lange Einarbeitungszeit.

Fazit: Der fx-CG 50 setzt speziell im Hinblick auf die intuitive Bedienbarkeit und die Darstellung (Farbdisplay) hohe Maßstäbe und gehört darum zu den derzeit geeignetsten GTR für den schulischen Einsatz, allerdings zu einem dreistelligen Preis. Da sich Bedienung und Tasten­anordnung vom deutlich preis­werteren (monochromen) fx-9860 G III kaum unterscheiden, können beide Modelle im Unterricht gut neben­einander eingesetzt werden.

Hardware

Abmessungen: 90 x 188 mm
Display: 72 x 41 mm (384 x 216 px)
Gewicht: 282 g (mit Batterien)
Stromversorgung: 4x AAA (Akkus bedingt möglich)
Besonderheit: Farbdisplay (16-Bit Farbtiefe)

Der fx-CG 50 liegt gut in der Hand, die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck. Im Unter­schied zum Vorgängermodell fx-CG 20 ist das Design wieder klassisch: die Tastenreihen verlaufen horizontal, die Tasten selbst sind rechteckig und mit deutlichem Abstand voneinander angebracht. Dies ist verglichen mit dem fx-CG 20 ebenso ein Schritt nach vorne wie die Gestaltung des Display­bereichs: Das Display ist etwas vertieft eingelassen und so besser gegen Kratzer geschützt. Die Rückkehr zu einem massiven Schiebedeckel statt des wenig Vertrauen erweckenden Klemmdeckels des fx-CG 20 ist ebenfalls zu begrüßen.
Das Farbdisplay ist kontrastreich, sehr gut ablesbar und identisch mit dem des fx-CG 20. Lediglich die Hintergrundbeleuchtung scheint verändert worden zu sein (etwas geringere Farb­tempe­ratur nach meinen Empfinden). Laut den Angaben in der Casio-Dokumentation liegt die Betriebsdauer mit einem Satz Batterien etwa 20% über der des fx-CG 20 und ist mit der des fx-9860 G II/III vergleichbar. Bei typischer Nutzung im Schulbetrieb sollte maximal einmal im Verlauf der Oberstufe ein Batteriewechsel erforderlich sein.
Durch die für derzeitige GTR hohe Pixeldichte (135 dpi) ergibt sich ein sehr gut lesbares Schriftbild, gezeichnete Graphen sind angenehm anzusehen. Die fest eingebaute, auch nicht in der Größe veränderliche Schriftart ist zwar aufgrund der Serifen eine ungewöhnliche Wahl als Bildschirmschrift, ablesen lässt sie sich aber gut.
Abgesehen von der Tastenform ist die Anordnung und Beschriftung der Tasten identisch mit der des fx-9860 G II/III und des fx-CG 20.

Zubehör

Der Casio fx-CG 50 wird mit einer 14-seitigen deutschen "Schnellstartanleitung" geliefert, einem Rechner-Rechner-Kabel und einem USB-Kabel zur Verbindung des GTR mit einem Computer. Eine CD-ROM war zumindest bei dem mir in einem Pappkarton gelieferten Modell nicht enthalten. Das PDF-Handbuch lässt sich jedoch von der Casio-Website herunterladen. Aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf eine zusätzliche CD-ROM sicher zu begrüßen.
Im Unterschied zu allen Vorgängermodellen wird der fx-CG 50 beim Anschluss an einen PC als Massenspeicher erkannt, so dass ein einfacher Datenaustausch von Speicherinhalten, Programmen, Bildern oder GTR-Screenshots möglich ist, ohne dass eine zusätzliche Software benötigt wird. Dies funktioniert auch unter MacOS und Linux problemlos, wie z.B. die hier verwendeten Displaydarstellungen zeigen: Mit der Capture-Funktion des GTR wurden die Screenshots als BMP-Grafiken erzeugt und über USB-Kabel auf den PC übetragen.

Bedienkonzept

Das bewährte Bedienkonzept des fx-CG 50 ist gegenüber den Vorgängern unverändert: Der GTR verhält sich im Rechenmodus wie ein WTR. Die Eingabe von Brüchen ist in gewohnter Weise möglich, das Umschalten zwischen Bruch- und Dezimalbruch­darstellung funktioniert direkt mittels Taste [F↔D]. Auch komplexere Terme lassen sich mit Hilfe von Eingabemasken problemlos eingeben und werden in „natürlicher Darstellung“ angezeigt.
Komfortabel und intuitiv ist ebenfalls die Möglichkeit, mittels Cursor-Tasten zu vorherigen Eingaben zurück zu gehen und diese zu editieren. Geht man weiter als eine Eingabe zurück, ist allerdings Vorsicht geboten, weil alle nachfolgend durchgeführten Rechnungen, deren Ergebnis vom Resultat der zu ändernden Zeile abhängen, automatisch neu berechnet werden. Unerwünschte Seiteneffekte sind das Ergebnis dieses eigenwilligen Verhaltens. Abhilfe schafft hier der Weg über die „Zwischenablage“ mittels [CLIP] und [PASTE], bei dem dieser Effekt nicht auftritt.

Einen wesentlichen Beitrag zum guten Bedienkonzept liefert die zentrale [MENU]-Taste, mit der man jederzeit zu einem definierten Ausgangspunkt gelangt und von dort aus selbsterklärend und schnell in den jeweils gewünschten Bereich navigiert. Überwiegend gut gelungen ist auch die deutsche Benutzerführung, die allerdings immer noch nicht konsequent umgesetzt ist. In einigen Bereichen kann man nur zwischen Englisch und Chinesisch als Sprache wählen ...

Details

Beispiel 1: Die Abbildung zeigt den Graphen zum Term mit einge­zeichneter Tangente an der Stelle x=-1,5 und schattierter Ordinatenfläche im Intervall [-4,8; 2,5]. Sowohl Schattierung und Berechnung des Integrals als auch das Einzeichnen der Tangente funktionieren intuitiv über [G-Solv][∫dx] bzw. [Sketch][Tang]. Die für die Tangente und die Integration benötigten Stellen können entweder mit den Cursor-Tasten durch Abfahren des Graphen ausgewählt oder auch direkt eingegeben werden. Nach Drücken der [EXE]-Taste erscheint das gewünschte Resultat.
Eines hat Casio allerdings immer noch nicht hinbekommen, wie man am oberen Bildschirmrand sehen kann: Nach wie vor keine Spur von „natürlicher Darstellung“, sondern Rückfall in die alte Zeit der hässlichen a⌟b-Notation. Gerne würde ich auf die schicke „Carbon-Optik“ des Gehäuses verzichten, wenn die von Casio gepriesene „natürliche Darstellung“ endlich konsequent auch in diesen Bereichen umgesetzt wäre.

Beispiel 2: Die Berechnung des Integrals gelingt intuitiv über [MATH][∫dx]. Es öffnet sich eine selbsterklärende Ein­gabemaske, die zu befüllen ist. Die Betragsfunktion findet man über [MATH][Abs], und nach Drücken von [EXE] und wenigen Augenblicken Wartezeit erhält man einen ziemlich genauen Näherungswert. Der Versuch, diesen in einen Bruch umzuwandeln – der exakte Wert des Integrals ist 23 ⅔ –, scheitert allerdings: Die [F↔D]-Taste zeigt keinerlei Wirkung. Offenbar ist der Wert trotz der bei der angezeigten Stellenzahl mit 23 ⅔ überein­stimmenden Dezimalbruchdarstellung zu ungenau. Hier werkelt also noch der gleiche Algorithmus wie in den Vorgängermodellen ...

Beispiel 3: Wie seine Vorgänger bringt auch der fx-CG 50 einen gut gemachten Gleichungslöser mit, der unter anderem je einen Löser für LGS und einen für Polynomgleichungen beinhaltet. Beide haben eine gute Benutzer­führung und liefern Ergebnisse in natürlicher Darstellung. Im Unterschied zum fx-9860 G II kommt der fx-CG 50 (wie auch der fx-CG 20) auch mit nicht eindeutig lösbaren LGS zurecht und liefert im Falle von unendlich vielen Lösungen eine parameterabhängige Lösungsmenge. Dies ist gegenüber dem fx-9860 G II ein erheblicher Fortschritt, weil dadurch auf die wenig intuitive Variante über Matrizen und Gauß-Algorithmus verzichtet werden kann.