Casio macht 2019 den Anfang: Mit dem Betriebssystem-Update auf Version 3.3 wird dem Casio FX-CG 50 die Programmiersprache Python eingepflanzt. Der im Frühjahr 2020 auf den Markt gekommene Casio FX-9860 G III hat Python von Beginn an im Gepäck. Texas Instruments hält das offenbar ebenfalls für einen Mehrwert und kündigt für Herbst 2020 ein Betriebssystem-Update für den TI-nSpire CX II an, das einen Python-Interpreter implementiert hat.
Ich nehme das – als großer Fan der Programmiersprache Python – zum Anlass, um mir das genauer anzusehen und insbesondere zu prüfen, inwieweit diese erweiterten Programmierfähigkeiten von Relevanz für den Mathematik- oder Informatikunterricht in der Schule sein können.
Python ist eine der populärsten Programmiersprachen der letzten Jahre und setzt sich auch im schulischen Bereich – insbesondere im Informatikunterricht des Wahlpflichtbereichs – zunehmend durch. Ich selbst habe mehr als 10 Jahre Python-Programmiererfahrung und in dieser Zeit mehrere 10.000 Zeilen Python-Quelltext produziert. Obwohl ich gut ein Dutzend Programmiersprachen kenne und eingesetzt habe, schätze und nutze ich keine so sehr wie Python. Es ist nicht nur die Sprache für Programmiereinsteiger, sondern zugleich eine unglaublich mächtige und vielseitige Programmiersprache. Entsprechend gespannt war ich, als Casio und Texas Instruments ankündigten, einzelne Modelle mit einem Python-Interpreter auszustatten.
Warum wird Python in einen GTR implementiert?
Nahezu alle aktuellen GTR verfügen auch bisher schon über die Möglichkeit der Programmierung, und zwar meist in einer jeweils herstellereigenen
an BASIC angelehnten Programmiersprache.
Der TI-nspire CX ist darüber hinaus auch in Lua programmierbar.
Des weiteren nimmt die Notwendigkeit zur Programmierung eigener Funktionen mit zunehmender Funktionsvielfalt der Grafikrechner immer mehr ab: Warum etwas selbst programmieren, wenn der GTR es schon fest implementiert hat? (Das Programmieren von GTR-Spielen ist gewiss auch reizvoll, gehört aber zumindest nicht in eine Betrachtung zum sinnvollen Einsatz des GTR im Mathematikunterricht und wird darum von mir nicht behandelt.)
Warum also jetzt auch noch Python als (zusätzliche) Programmiersprache im GTR? Die Frage ist nicht suggestiv – ich kenne die Antwort nicht. Vielleicht kommt man ihr etwas näher, wenn man sich die Möglichkeiten der Python-Programmierung der einzelnen Modelle genauer ansieht.