Unter einem grafikfähigen Taschenrechner (GTR) versteht man einen Taschenrechner mit mehrzeiligem Punktmatrix-Display, der über den Funktionsumfang eines WTR hinaus in der Lage ist, Funktionsgraphen darzustellen. Der weltweit erste GTR, der Casio fx-7000, erschien 1985 (siehe Abbildung). Verglichen mit heutigen GTR waren seine Grafikfähigkeiten zwar bescheiden, aber immerhin war es nun erstmals möglich, Graphen zu Funktionstermen darzustellen. Noch im selben Jahr folgte Hewlett-Packard mit seinen ersten Grafikrechnern. Texas Instruments ließ sich Zeit und hatte erst 1990 mit dem TI-81 den ersten GTR im Angebot (siehe Abbildung unten).
Die frühen Modelle beschränkten sich in ihrer über die Fähigkeiten eines PTR hinaus gehenden Funktionalität auf das Zeichnen von Funktionsgraphen und den Trace-Modus, mit dem ein Graph mittels Cursor-Tasten abgefahren werden konnte. Im Laufe der 90er Jahre wurden die Geräte zusehends leistungsstärker. Das numerische Berechnen von Nullstellen, Extremstellen, Ableitungswerten und Integralen wurde in den Funktionenplotter integriert. Hinzu kamen Gleichungslöser, auch für lineare Gleichungssysteme, das Operieren mit Matrizen sowie stochastische Funktionalität einschließlich der Darstellung unterschiedlicher Diagrammtypen.
Im 21. Jahrhundert hielten die Neuerungen bei den wissenschaftlichen Taschenrechnern auch bei Grafikrechnern Einzug, allerdings nicht in der Konsequenz, wie man es angesichts des technischen Fortschritts bei den WTR hätte erwarten können. Zwar brachte Sharp mit dem EL-9650 schon im Jahr 2000 den ersten GTR mit natürlicher Darstellung auf den Markt und seit etwa 2005 gehörte das auch bei den WTR zum Leistungsumfang, aber selbst im Jahre 2017 haben Casio und TI noch GTR-Modelle im Angebot, die das nicht können.
Seit spätestens 2010 lässt sich eine zunehmende Verbreitung im schulischen Bereich beobachten. In einzelnen Bundesländern ist der Einsatz eines GTR inzwischen verbindlich vorgeschrieben, in NRW gilt dies ab 2014 für die gymnasiale Oberstufe. In anderen Bundesländern ist der Einsatz unter bestimmten Bedingungen (Stichwort „Vergleichbarkeit“) zumindest zugelassen.
An anderer Stelle dieser Website findet man detailliertere Informationen über die Entwicklung im 21. Jahrhundert bzw. ausführliche Praxistests aktueller GTR.